Start-up – das stellen sich die meisten Menschen unbedingt als Hipster-Traum in einem Berliner Szene-Viertel vor. Roland Arnold beweist, dass es auch ganz anders geht: genauso genial, genauso digital – aber auf der Schwäbischen Alb beheimatet, knochensolide und vor allem beseelt von einer Vision mit viel, viel Herz.
Es ist schon faszinierend und äußerst fesselnd zu lesen, wie der Gründer auf einem Dorf, „in the Middle of Nowhere“, wie man so sagt, seine Vision realisiert hat. Es war übrigens eine echte Vision: Die Begegnung mit einem hilflosen Menschen mit Handicap im strömenden Regen auf einem Parkplatz war es, die den jungen Firmengründer auf die zündende Idee brachte. Eine Idee, die Technik und Herz zusammenbrachte.
„Es war die Vision – aber auch das Mitgefühl –, die Technik mit Menschlichkeit verbunden hat.“
Seit diesem Moment hat der schwäbische Schaffer und Tüftler seine bahnbrechende Erfindung des Drive-by-Wire-Systems vorangetrieben – gegen alle Widerstände. Dabei ist eine neue Schlüsseltechnologie entstanden, die Menschen mit Behinderung wider alle Erwartungen das Selbstfahren ermöglicht und damit neue Lebensperspektiven gibt. Inzwischen geht es aber um Mobilitätsperspektiven für uns alle, die ein entscheidendes Mehr an Komfort und Sicherheit bieten.
Die Zukunft des Fahrens wird auf der Schwäbischen Alb neu entwickelt – was hätten wohl Daimler, Benz und Maybach dazu gesagt?
Mich hat an dem Buch fasziniert, welche Energie eine Vision zu entfesseln vermag. Sie kann Grenzen überwinden – technisch, aber auch sozial. Roland Arnold beschreibt das auf sehr menschliche und erzählerisch brillante Art. Das fängt beim Schlüsselerlebnis auf dem Parkplatz an, reicht von der Kindheit auf einem Albdorf, der Jugend als Azubi eines konservativen Lehrbetriebs bis zu jener Zeit als Unternehmensführer, der seine eigenen Patente entwickelt, Würth, Schaeffler, Bosch, ZF und viele andere renommierteste Unternehmen und Unternehmer als Bündnispartner gewinnt.
„Technologie war nie Selbstzweck – sie war bei ihm immer Werkzeug für Würde und Teilhabe.“
Ja, es war die Vision, die Roland Arnold dabei angetrieben hat. Es war aber auch die soziale Energie, die in ihm angelegt war. Immer wieder beschreibt er, wie ihm seine Familie, seine Kumpel, seine Mitarbeiter und nicht zuletzt seine Frau und Familie Halt geben, sein Selbstvertrauen stärken und ihn mit jener unglaublichen Kraft ausstatten, die er für seinen Weg brauchte.
Das Schöne daran: Offenbar hat die soziale Energie, der er erhalten hat, sein ganzes Unternehmen geprägt. Die Idee, Menschen helfen zu wollen, kommt bei ihm – anders als bei den oft blutleeren Mission Statements anderer Start-ups – ganz persönlich daher.
Vielleicht mit am schönsten zu lesen sind im Buch die Schilderungen der zahlreichen Begegnungen mit Menschen, für die er eine ganz individuelle Mobilitätslösung erarbeiten konnte. Es fließen Tränen, es gibt Umarmungen und satte Handschläge. Nichts davon ist übertrieben. Alles ist schlicht, authentisch, ehrlich.
Das Buch sei allen empfohlen, die eine spannende Lektüre über einen beeindruckenden Lebensweg suchen. Allen, die etwas über echte Start-up-Kultur lernen wollen. Allen, die von einer Wirtschaft träumen, die den Menschen dient. Und allen, die Mitmenschlichkeit und Empathie in ihrem Alltag zu leben verstehen.
Ich habe es schon oft verschenkt – und von allen Beschenkten die besten Rückmeldungen erhalten.
